Dummheit?
Seht nur die Kuh, sie kaut
Zweimal, denn sie ist dumm
Auf Dummheit ist ihr Kauen aufgebaut
Aus Dummheit bleibt sie lieber stumm
Wir jedoch, die wir die Welt gewonnen
Wir schlingen runter das, was wir bekommen
Lieber trunken nachgespült als gut gekaut
Und uns’re Stimmen klingen dünn und laut
So steh’n wir schwanken vor der Kuh, die ihre Augen
Nur halb geöffnet hat und weiterkaut
Und uns nicht sieht, weil sie doch gar nicht schaut
Nur ab und zu hört man sie Luft einsaugen
Wenn sie mit Wiederkäuen fertig ist
Hebt sie den Schwanz und macht ’nen Haufen Mist
Gerry Huster
Großartig!
Ich denke unwillkürlich an Heinz Erhard:
Die Kuh
Auf der saftiggrünen Wiese
weidet ausgerechnet diese:
eine Kuh
Was sie fraß, das wiederkautse
mit der Schnauze
und macht Muh.
Ach, ihr Herz ist voller Sehnen,
und im Auge schimmern Tränen,
ab und zu.
Träumend und das Maul bewegend
schaut sie dämlich in die Gegend –
gerad wie Du.
Aber ich gebe zu, dass Dein Gedicht tiefsinniger ist.
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Vielen Dank!
Das Gedicht hatte ich tatsächlich bereits einmal gelesen, es hat natürlich einen ganz anderen Gedankengang als meines. Heinz Erhard hatte, wie ich finde, einen ganz großartigen satirischen Humor, der in diesem Gedicht sehr gut zur Geltung kommt. Es gibt auch ein Gedicht von Bertolt Brecht über eine Kuh, aus seinen Augsburger Sonetten:
Sonett Nr. 5. Kuh beim Fressen
Sie wiegt die breite Burst an holziger Krippe
Und frißt. Seht, sie zermalmt ein Hälmchen jetzt!
Es schaut noch eine Zeitlang spitz aus ihrer Lippe
Sie malmt es sorgsam, daß sie’s nicht zerfetzt.
Ihr Leib ist dick, ihr trauriges Aug bejahrt;
Gewöhnt des Bösen, zaudert sie beim Kauen
Seit Jahren mit emporgezognen Brauen –
Die wundert’s nicht, wenn ihr dazwischenfahrt!
Und während sie sich noch mit Heu versieht
Entzieht ihr einer Milch. Sie duldet stumm
Daß seine Hand an ihrem Euter reißt;
Sie kennt die Hand. Sie schaut nicht einmal um.
Sie will nicht wissen, was mit ihr geschieht
Und nützt die ABendstimmung aus und scheißt.
Ich gebe zu, dass ich mein Gedicht „Dummheit?“ ohne dieses Gedicht wohl nicht so geschrieben hätte. Es war für michd er ANlass, über Kühe als literarischen Gegenstand nachzudenken.
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Ob einmal oder zweimal kauen, das Resultat ist das Gleiche! 😊
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Manchmal kann es gut sein, Sachen zweimal zu kauen, wenn sie hart sind und schwer verdaulich zum Beispiel. Manchmal merkt man erst beim zweiten Mal, dass man das Gekaute vielleicht doch besser ausspuckt. Aber man kann es auch überkauen, dann kaut man so lange, bis man verhungert, weil man niemals runterschluckt.
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Das stimmt allerdings, doch worauf ich hinaus wollte, ist das Endresultat, das Du in der letzten Zeile besingst. Das ist für alle gleich, egal wie oft sie kauen. 🙂
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Ist die Kuh dumm, weil sie tut, was sie tun muss, was ihr von der Natur eingegeben ist? Ich hab da meine Zweifel. Sind wir als Menschen nicht eher dumm, die alles runterschlingen, was den Darm fasst und uns am Ende nicht bekommt? Ich frag ja nur unbescheiden. Magen- und Darmkrebs können sich nicht irren ..
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Es stimmt allerdings, dass nicht jedem Erzähler zu trauen ist und wer weiß: Hinter dem Titel steht ein Fragezeichen.
Was den Magen- und Darmkrebs angeht, so bin ich weder Arzt noch Veterinär… ^^
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Ja, ich hab das Fragezeichen ja auch nur weitergesponnen. Man muss weder Arzt noch Veterinär sein, um über gewisse Dinge Bescheid zu wissen.
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