Geburt à la mode

Geburt à la mode

In grauen Gassen zwischen den Fassaden
Der Körper blasser Seelen wirst du gehen
Es liegen Leichen schon in deinem Graben
Und nichts als Leichen wirst du jemals sehn
Aus Türmen quillt der Rauch ergießt sich in
Der Häuser aller armen Städter Leichen
Es ruft der Baal welch Glück welch ein Gewinn
Und das nur über die paar kleinen Leichen

In überfüllter Fluren Warenhäuser
Kaufst du dir Glück im Unglück für dein Geld
Und ohne Geld wirst du ein armer Räuber
Drum ziehst du immer neu ins Backsteinfeld
Wo an der Kasse Körper drängend stehn
Presst deine Hüfte sich an andre Hüften
Du wartest bis sie endlich weiter gehen
Es ist nichts zärtliches mehr an zwei Hüften

Und wankst du dann dahin zu deinem Graben
Es gibt zu wenig Gräben auf der Welt
Begrüßt dich das Geschrei der schwarzen Raben
Es ist nicht viel was diese Welt behält
Zu vollen Gräben bist du schon am gehen
Und darfst von diesen Wegen niemals weichen
Der Raben Götterauge kann dich sehn
Du gehst von selbst gestellt sind nur die Weichen

Gerry Huster

7 Kommentare zu „Geburt à la mode

    1. Hmmm…
      Also von Trakl habe ich bisher noch kein Gedicht mit Baal gelesen. Da muss ich noch mal schauen. Aber den Baal an sich habe ich genau aus dieser Zeit entnommen. Heym natürlich oder Brecht z.B.
      Trakl selber war mir noch gar nicht so bewusst. Ich werde mich wohl etwas mehr mit ihm beschäftigen müssen…
      Trotzdem vielen Dank für das Lob 🙂 Ich werde mal schauen, dass ich das Gedicht finde.

      Liebe Grüße

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  1. Mir fielen dazu nur zwei Worte ein: lebende Leichen.

    Umsomehr Spaß macht es, am Morgen an der Kasse im Supermarkt oder in der S-Bahn (auf keinen Fall während der Stoßzeiten versuchen *g*), ein freundliches Gespräch anzufangen und … schnell wachen die meisten aus ihrer Lethargie auf.

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